Kazuo Ishiguro, Klara und die Sonne: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Literarische Altersbilder
(Text in neue Unterseite eingefügt)
 
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
 
(31 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Perspektive und Sprache
Im Wintersemester 2021/22 hat sich die Projektgruppe "Literarische Bilder unserer Zeit" mit dem Roman "Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro beschäftigt. Dabei sind folgende Texte entstanden.


Der Roman wird ausschließlich aus der Perspektive der Humanoidin Klara erzählt, deren Name deshalb auch den Titel bestimmt und – wie könnte es anders sein – deren Sprache die Sprache des gesamten Romans ist, abgesehen natürlich von den Dialogen. Damit nimmt Ishiguro als erster Autor das Wagnis auf sich, nicht nur eine Figur mit künstlicher Intelligenz in einen Roman aufzunehmen oder überhaupt das Thema künstliche Intelligenz belletristisch zu bearbeiten<ref>Derartige Versuche haben bereits eine längere Geschichte und in der heutigen Zeit zahlreiche Bespiele, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturgeschichte_der_Roboter</ref>, sondern sich gewissermaßen in den Androiden hineinzuversetzen. Die damit verfolgte Absicht des Autors gilt es zu untersuchen.
'''Beiträge:'''
„Als wir neu waren, standen Rosa und ich in der Ladenmitte […] und hatten den größeren Teil des Schaufensters im Blick.“ (9)<ref>Alle Seitenangaben in Klammern beziehen sich auf: Kazuo Ishiguro, Klara und die Sonne, Karl Blessing Verlag, München 20213</ref>  – so lautet der erste Satz des Romans, mit dem der Leser unvermittelt den Blickwinkel des künstlichen Menschen einzunehmen gezwungen wird, denn Menschen sind nicht „neu“, sondern klein, jung, alt … und stehen auch nicht in einem Laden zum Verkauf. Selbst wenn man diese Signale übersehen sollte, wird die Künstlichkeit der sog. „KFs“ (= Künstliche/r Freund/in) in den folgenden Abschnitten dadurch veranschaulicht, dass sie ihre Energie aus dem Sonnenlicht beziehen und deshalb um die hellsten Plätze konkurrieren. Dabei wird schnell deutlich, dass die KFs nicht wissen, wie die Energieübertragung funktioniert, so dass Klara, als sie versucht, das direkte Sonnenlicht mit ihren Händen zu berühren und genau in diesem Moment offenbar Wolken die Sonne verdunkeln, sich bemüht durch Klopfen und Reiben über den Boden das Sonnenlicht zurückzuholen (vgl. 10). Das völlige Fehlen von Naturerfahrung und Wissen um natürliche Zusammenhänge erinnert an kleine Kinder.
 
Das gesamte 1. Kapitel, immerhin 49 Seiten, spielt in diesem Laden, in dem die durch Aussehen, Geschlecht und Namen individualisierten Modelle auf ihren Verkauf warten bzw. in Klaras Worten „ein Zuhause“ (26) finden. Das sich über Wochen hinziehende Warten ermüdet zwar den Leser, nicht aber die durch „höchstentwickelte Auffassungsgabe“ (56) gekennzeichnete Klara. Sie beobachtet unentwegt mit nicht nachlassender Ausdauer ihre Umgebung und stellt darüber Überlegungen an. Hierbei mischen sich antrainiertes Verhalten einerseits, z.B. für den Umgang mit Kunden (vgl. 16) und kindliches Unwissen und Naivität andererseits. Letzteres zeigt sich eindrücklich in der Sprache, in der die Außenwelt beschrieben wird.
[[media:Perspektive und Sprache.pdf|"Wer erzählt, wie und wozu?" (von Monika Hartkopf)]]
 
[[media:Perfekte Diener_Klara und Tom.pdf|"Perfekte Diener: Kazuo Ishiguros Klara und Maria Schraders Tom" (von Ilse Noy)]]
 
[[media:Verbessern Humanoiden die Welt.pdf|"Verbessern Humanoiden die Welt?" (von Christoph Hübenthal)]]
 
[[media:Klara und die Sonne als gesellschaftliche Dystopie.pdf|"Klara und die Sonne als gesellschaftliche Dystopie" (von Barbara Maubach)]]

Aktuelle Version vom 11. Mai 2022, 14:04 Uhr

Im Wintersemester 2021/22 hat sich die Projektgruppe "Literarische Bilder unserer Zeit" mit dem Roman "Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro beschäftigt. Dabei sind folgende Texte entstanden.

Beiträge:

"Wer erzählt, wie und wozu?" (von Monika Hartkopf)

"Perfekte Diener: Kazuo Ishiguros Klara und Maria Schraders Tom" (von Ilse Noy)

"Verbessern Humanoiden die Welt?" (von Christoph Hübenthal)

"Klara und die Sonne als gesellschaftliche Dystopie" (von Barbara Maubach)